"Wer sich auf die eigene Reise macht ist, noch lange nicht am Ziel" (Part1)
So verfroren kann er nicht sein!
Nicht er ....
Bloß nichts anmerken lassen und graziös vom Schiff schreiten, ermahne ich mich selbst, als ich mich Haltesuchend an der Reling festhalte.
Jetzt nicht irritieren lassen!
Das klebrige Meersalz klebt an der Gangway, die nicht mehr als ein langes, rutschiges Holzbrett ist.
Gewiss wurde es irgendwann vom Captain aus der See gefischt, um sich hier und jetzt als Schiffszubehör zu versuchen. Ja, das sieht ihnen ähnlich....
Womöglich kann ich ihn nur nicht sehen?
Blödsinn! Schau dich doch um, denk ich mir verunsichert, als bedrohliche Gedanken an meine Schläfen klopfen.
An diesem menschenleeren Hafen müsste er schon zu einem Winzling mutiert sein, um sich hinter den kniehohen Büschen zu verstecken.
Ach,red dir nichts ein, er ist nicht da .....
Weiter gehen Birgit, einfach weiter gehen ...
Was ist, wenn nicht?
Frida ’s mahnende Worte klingen in meinen Ohren nach. (https://www.ballagan.net/post/whats-app-up) Aber jetzt ist es zu spät, um vorausschauend-nachsichtig zu sein!
Ja weiß er denn nicht, dass ich nie weg wollte und mein Bestes versuchte, um schnellstmöglich wieder hier zu sein?
Nein! Das weiß er nicht .....
WO IST ER?
Jeden einzelnen Tag, seit Anbeginn meiner Abreise, müsste er hier am Hafen nach mir Ausschau gehalten haben, bis ich wie eine Marienerscheinung vom Schiff heruntersteige, um für immer in seine muskulösen Arme zu fallen. Ja, das sollte er....
Ohhhh, würde ich völlig überrascht sagen, während ich sein Deo inhaliere, meinen Schlafzimmerblick perfektioniere und tief Luft hole.
Überrascht, aber nicht euphorisch würde ich wirken.
Der Hafen ist wie ausgestorben.
Eine Ziege mit Herrchen, ein Reisbauer und ich. Mehr Passagiere haben die Fähre nicht verlassen.
WO IST Gal?
Der Kameltreiber aus dem Nahen Osten hat Nerven!
Mein mächtiger Stolz, meine etwas mindere Erhabenheit und meine quasi nicht vorhandene Tradition gingen über Board, um hier erneut zu stranden.
Keinen Platz der Welt wollte ich zweimal besuchen.
Bis heute, bis der Israeli kam......
Da brach ich mit meinem persönlichen Anspruch an mich selbst, weil ER ein einziges Mal blinzelte.
Das hab ich jetzt davon.
Der Makrokosmos lehrt mich Entschlossenheit, während ich beim ersten Windhauch die Segel in die entgegengesetzte Richtung setze und in alte Muster verfalle.
Ich bin kein Experte, aber ich vermute, bei dieser „Prüfung“ bin ich durchgefallen ...
Ich atme tief ein als meine Hände sich ans Herz fassen.
Er lässt mich sitzen.
Das Schiffshorn ertönt, reißt mich unsanft aus meinen düstern Gedanken.
Jetzt lässt mich auch noch dieser schwimmende Plechtopf allein.
Lässt mich heute die ganze Welt im Stich?
Denk nach Birgit, denk nach. Du weißt, was du jetzt zu tun hast.
Faustregel Nummer eins, wenn man alleine auf Reisen geht: erst die Beherrschung verlieren, wenn man ein Zimmer hat. Nicht vorher!
Natürlich!
ER!!!!!! Das mir das nicht schon früher eingefallen ist.
Einer muss Schuld sein an diesem Schlamassel und da ich es nicht sein will, muss er herhalten.
Ben.
Mein Rikshafahrer, der hinter den Ohren nach Radiergummi stinkt da er noch nicht älter als 11 ist. Er hat geschlampt! Ganz sicher. Wahrscheinlich..... Bitte!
Meine poetische Nachricht ging auf dem Postweg verloren, hat den Empfänger nie erreicht.
Mister G. der arme....
Was wohl in ihm vorging, als er vor vier Tagen mit dem Fahrrad hier am Hafen ankam und ich schon längst das Weite suchte?
Getrickst, auf und davon, dass ich getürmt bin, das hat er sich gedacht!
Was hätte er sich auch sonst in seinem hübschen Köpfen mit den wuscheligen Haaren ausmalen sollen?!?!
Ich kanns verstehen ... Hätte es nicht anders gemacht ....
Jetzt ist es wie es ist.
In meinem Inselparadies ziehen dunkle Wolken auf. Es war zu schön, um wahr zu sein ....
Allein stehe ich nun am Hafen von Neil Island und wünschte mir für einen Augenblick meine Wohnzimmer Chouch nie verlassen zu haben.
Erkenntnis des Moments: Wer sich auf seine eigene Reise macht, ist noch lange nicht am Ziel.
Hilfe!!!
Am Ende des kleinen Parkplatzes heult eine rote Honda-Maschine auf, als mein Name durch den Auspuffnebel schallt.
Ich sehe mich um. Ein Moped, eine Stimme und ich.
Schwarzgraue Auspuffabgase verbergen das Gesicht der fremden Gestalt.
Meine Flip flops unter den Füssen werden schwer und kleben auf dem heißen, rissigen Asphalt.
Ist er das?
Da hat er sich aber einem radikalen Imagewechsel unterzogen… Jetzt muss ich stark sein!
Meine Gummisohlen lösen sich langsam wieder vom Teer. Ich setze mich in Bewegung.
DU?!!!?!?!?!
Mein entgleister Gesichtsausdruck spricht Bände, bedient sich keiner Sprache mehr.
Aber woher wusstest er, denk ich mir verblüfft, als ich in seine offene Arme laufe.
15.00 Uhr.
Die einzige befahrbare Straße auf der Insel ist immer noch menschenleer.
Selbst am Verkaufscontainer für die Fährentickets sind Türen und Fenster geschlossen. Bestimmt verschläft der Angestellte hinter dem Schreibtisch seine Siesta auf einer ausgerollten Matte, so wie sie es in Indien immer und überall tun.
Ein breites Grinsen ziert sein verruchtes Gesicht. „Bist du etwa meinetwegen hier?“, frage ich ihn als ich ihn überrascht begrüße.
„Ohhh ja, das bin ich, Liebes“, antwortete er schmunzelnd als er mich fürsorglich in die Arme nimmt.
Ich ringe um Worte. Lilkaman nicht.
Er streift sich sein rotes Hemd zurecht, bevor er seine Maschine ein weiteres Mal auf plärren lässt.
„Gal war gleich nach deiner Abreise bei uns“, sagt er flink als mir seine Gestik verrät, dass ich aufspringen soll.
Seine Hand tätschelt den aufgerissenen Mopedrücksitz, während er mir zu zwinkert. „Er hat gesagt, dass du in wenigen Tagen zurückkommst und mich gebeten dich heute hier abzuholen. Er hat dich damals am Hafen leider verpasst, weißt du“.
Ich nicke stumm und verziehe mein verblüfftes Gesicht zu einer Grimasse.
Lilkaman fährt fort.
„Er hat dir deine alte Bambushütte reserviert, was für ein Gentleman, nicht wahr? Er wollte das du dich auf Anhieb wieder wohlfühlst. Uns hat das alle sehr beeindruckt. Vor allem meine Frau.“
Hektisch nicke ich als ich vor Freude innerlich platze. Ich fasse es nicht!
Vier Tage war ich weg. Von der Insel abgeschnitten, wusste nicht was vonstatten geht, um jetzt das zu hören.
Erkenntnisnis der Reise: Das Universum weiß was es tut. Du kannst also beruhigt von nichts eine Ahnung haben! Irgendwie beruhigend, nicht wahr?
Da soll noch einer behaupten, dass der Postweg in Indien problematisch ist.
Das läuft doch wie am Schnürchen hier..... Da schickte ich ihm einen Boten und er sendet mir heute einen retour ...
Ich weiß nicht, wie es dir geht, wenn du meine Zeilen liest, aber ich fand das durchaus romantisch ...
Meine abgebissenen Fingernägel krallen sich an Lilkamans magere Hüfte.
Sowas aber auch. Der Mann macht wohl keine halben Sachen… So ist er halt, mein Mister G.
Ich schwinge ich mich auf die rauchende Schleuder. „Was sitzt, das pickt!“ Wieder fahre ich über die grüne Tropeninsel, während ich im Geiste den Schnitt meines Hochzeitskleides durchgehe.
„Fahr schneller Lilkaman!“, rufe ich in den Gegenwind ....GAL ICH KOMME.......
Wichtige Info: Ballagan macht einen flotten Dreier!
Ja, das gab es noch nie!
Ballagan Blog haut rein und nimmt dich heute mit auf einen Indien-Marathon!
Heute, diesen Mittwoch und am Sonntag gibt es Bonus Mutgeschichten die dich einladen mehr als nur "gewöhnlich" zu sein.
Reise mit mir auf den Subkontinent, get inspierd und finde durch meine Geschichten Kraft Dinge zu tun, die dir normalerweise im Traum nicht einfallen.
Denn, eins sei dir immer Gewiss. Was ich kann, kannst du schon lange!
Ich bin Birgit- reiste alleine auf eine spirituelle Yogareise nach Indien, nahm anstelle von Kiloweise-Raucherstäbchen einen Ehemann mit nach Hause und lebe heute im quirligen Israel. Dies hier sind meine Geschichten.
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"....erst die Beherrschung verlieren, wenn man ein Zimmer hat. Nicht vorher!" HAHA, genau so! 🤣