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Der Flotte Dreier- Part 3!


6,5 Stunden nach meiner Ankunft:

Perplex blicke ich in sein charakteristisches Gesicht.

Er legt seine Ellbogen auf meiner Veranda nieder und im gleichen Moment rutscht sein Fuß vom Fahrrad Pedal und er fällt unelegant auf die dürre Erde.

Seine grelle Stirnlampe am Kopf blendet mich.

Unbeholfen versuche ich mich mit meinen Händen vor dem grellen Licht zu schützen, als ich hinter den groben Schattierungen endlich erkenne, wer vor mir steht.

Also doch, hier ist er also!


"Gott, du hast mich erschrocken“, sag ich verunsichert, während er seine Leuchte abnimmt, sie in der Hosentasche verstaut und sich rasch wieder mir zuwendet.

Ich halte ab jetzt meine Klappe! Er ist am Zug! Ja, das ist sein Auftritt.


Flüchtig schaue ich auf mein Handy im Offlinemodus, das mit mir so mutig auf Auszeit reiste.


Erkenntnis einer Backpackerin auf der Suche nach sich selbst: Wer aus dem Hamsterrad raus will, braucht viel Zeit und Geduld – in jeglicher Hinsicht.


Der hat Nerven! Seit mehr als 6 Stunden bin ich wieder an Land.

Es ist beinahe 21.00 Uhr.

In Indien könnte man sein frevelhaftes Verhalten durchaus als Ruhestörung auslegen, denn Nachtschwärmer haben hier nichts verloren.

Hier lebt man wie ein Federvieh. Wir stehen mit der Sonne auf und gehen mit ihr schlafen. Alles vor- und nacher schickt sich nicht!

Sein Blick fesselt mich, lässt mich nicht aus den Augen. Er will, dass ich was sage, aber vorher friert die Hölle zu, das könnt ihr mir glauben. Ich schweige...

Nachdenklich studiert er meine Haltung und ich seine.


Erkenntnis der Situation: Wenn ein Mann was will, dann tut er es auch!

Ich, wo ich die Singlemarktbörse intensiv studieret habe und weiß, wovon ich spreche. Gehe ich doch quasi als Expertin durch!

Der Mann hat einen langen Atem. Aber ich auch!

"Danke für die Nachricht, ich habe sie erhalten“, spricht er in die „muskmäuschen stille Tropennacht“ als er endlich das lange Schweigen bricht.


Erleichtert, dass er den ersten Schritt gemacht hat, schwinge ich in meiner Hängematte weiter. „Bitte!“, antworte ich telepathisch, nicke zustimmend, während mein Mund kein Wort verliert.


Erneute Stille. Auch er kehrt zum Stummfilm zurück.

Aber nein, nichts da ...

Dieses Mal muss ich mehr hören.

Immerhin bin ich mit dem Schiff zurückgekommen. Da kann er wohl zwei Sätze aneinander reihen.


„Willst du auf Neil Isand bleiben oder schon morgen aufbrechen?“, fährt er mit sachter Stimme fort, wendet sich dabei gekonnt für einen Augenblick ab und wischt sich seine salzige Stirn mit dem Ärmel trocken.


Ich beobachte ihn genau, hab den Stress auf seinen Schläfen gesehen und versuche angestrengt das Mysterium Mann, so wie er vor mir steht, zu entschlüsseln.

Aber er liest sich, wenn überhaupt, nur auf hebräisch, ich komm dem Rätsel nicht dahinter.

Noch nicht ...


Gut! Wenn er es so haben will, bitte schön! Es geht auch direkter.


„ICH werde morgen um 06.00 Uhr Früh abreisen!“, antworte ich angespannt, während meine Stimme sich kurz überschlägt und höher klingt, als ich das will.

Ich zucke, räuspere mich und setze erneut an.

Nun, wo mein Organ entschlossen klingt und nicht mehr wie ein 13-Jähriger im Stimmbruch, schallt ein ‚Nachzügler‘ „Was DU machst, weiß ich nicht,“ aus meinem furztrockenen Mund als Draufgabe, noch hinterher.


Verwirrt schaut er mir in die Augen und gibt mir zu verstehen, dass ER nichts versteht.

Das haben wir gemein, denn ich versteh ihn und die Welt schon lange nicht mehr.

Lässt mich hier allein für Stunden sitzen ... Nein, nein, das tut „Mann“ nicht!


Sein hilfesuchendes Gesicht mit dem heißen stoppeligen drei Tage Bart, wendet sich Andy zu, der immer noch auf seiner Veranda hockt und gespannt zuhört.


Stirn an Stirn aus zwei Meter Entfernung schauen sich die „hart gesottenen“ Kerle in ihren Jesusschlappen und Dupatta Schals tief in die erweiterten Pupillen.

Ein Duell des Schweigens bricht wie die laue Nacht auf uns herein. Keiner macht den Mund auf, bis ich die Nase gestrichen voll hab und laut vor mich hin seufze.


Gal dreht sich ruckartig wieder mir zu. Seine Aufmerksamkeit ist wieder da, wo sie hingehört. Bei mir!


„Willst du denn nicht, dass ich dich begleite?“, fragt er vorsichtig, aber klar. Jetzt wird auch er direkter.


Mir reisst der Geduldsfaden!

Wer mit so viel Spannung lebt, muss auch mal explodieren.

„Jetzt hör mir mal zu, Gal!“, sag ich mit bebender Stimme. Es ist nicht mehr zu überhören, wie aufgebracht ich nun bin.


„Morgen früh um 06.00 Uhr reise ich ab. Ich habe ein Fährenticket plus eins, eine Rikscha, die mich zum Hafen bringt und richtig Lust aufs Surfen. Wenn du mit willst, dann sei auf die Sekunde genau draußen bei der Einfahrt“. Mein Blick schweift zornig zu Andy…

„Falls nicht fahre ich liebend gern alleine los. Es ist dir überlassen.“


Ich werde da sein!“, flüstert er leise, als er näher an mein Ohr kommt und ich seinen Atem auf meiner Wange spüre.

Ein Anflug von Euphorie und Vorfreude huscht über mein Gesicht, bevor ich mich aber ganz schnell wieder einbremse! Sein Anhauchen reicht mir ausnahmsweise nicht mehr aus, um mich versöhnlich zu stimmen ...

Fakten zählen, nicht Worte! Ist er morgen da, darf er mir gerne weiter ins Ohr schnaufen ... Sonst nicht. Nie mehr.


„Wie ich sehe, bist du müde?“, sagt er leise und es ist abermals ein Hauchen in meine Ohren.

„Ich will dich auch gar nicht länger stören, fährt er mit behutsamer Stimme fort. „Aber darf ich kurz in deine Hütte kommen“?


„WAS“???, plärre ich lautstark, lange bevor meine Synapsen die neueste Information ordnen oder verdauen können.

Er will in meine Hütte kommen? Der Israeli hat keine Zeit mehr zu verlieren, ich seh‘ schon...

Andy steckt seinen Kopf aus seiner Türe, wie eine Schildkröte aus ihrem Panzer.

Diesem Mann entgeht nichts ... Er sollte Friseurin sein, so neugierig wie der ist....

„Meine Bambus Hütte“, so sagt Gal rasch, um Schlimmeres zu vermeiden „war heute Morgen noch nicht zur Gänze beziehbar. Meine Notizen und Schuhe liegen dort hinten, neben deinem Tisch.“

Sein Zeigefinger deutet auf meine Türe, während er klammheimlich grinst, verlegen auf den Boden schaut und hüstelt.

Auch wenn es draußen dunkel ist, sehe ich, dass sich unser aller Backen rot färben und ich nicht die einzige mit einem Kopfkino bin.


Aber Drei ist einer zu viel. Andy versteht und zieht sich zurück in seine Hütte, bevor der Israeli es tut.


„Ich verstehe und erinnere mich“, entgegne ich verlegen, Lilkaman hat am Nachmittag sowas erwähnt. Sein Rucksack, so sagte er, ist dort drüben in seinem Hut. Kleinigkeiten hat er erstmal bei mir verstaut.


Erkenntnis der Situation: Wer zuhört ist im Vorteil. Immer.


So sieht es also aus, wenn er neben meinem Bett, unter meiner Lampe, neben meinen Sachen steht.

Ob ich mich dran gewöhnen soll, frag ich mich leise, während Gal sein Haus ansteuert und sich noch einmal kurz zu mir umdreht...








Neue Story über die umständliche Suche nach Glück am 27. Feb. 2022! don't miss it, ich freu mich auf dich!


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