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"Ballagan, Ballagan"

Heute

Israel


Der Volksmund, sagt, der Hund sei wie sein Herrchen.

Wenn dem tatsächlich so ist, dann Gnade mir Gott.


Knud, unser Adoptivhund aus Palästina, will nicht hören, scheint erziehungsresistent zu sein und er schwimmt für sein Leben gern.


Mein Mann, strukturiert, ehrgeizig und ein Fan von gebügelten

Hemden, jammert nur zu gern: „Das fehlte mir noch! Jetzt nimmt das Chaos überhand.“


Ich persönlich stimme dem natürlich überhaupt nicht zu.


Meiner Meinung nach habe ich mit Kund so viel gemeinsam wie mit einer Wassermelone, rein gar nichts, aber, und da hat er wohl oder übel recht, gibt es paradoxerweise Parallelen zwischen Israel, meinem aufgeweckten Gastland und mir.


Klingt blöd, ist aber so.


Israel ist, müsste ich es mit einem Wort beschreiben: Ballagan.


Solltest du das kleine quirlige Nahostland einmal bereisen (und so viel Kultur wünsch ich dir), kommst du um dieses hebräische Wort nicht herum.



Einführung in den Hibro-Slang:


A: Wie war die Reise nach Jerusalem?


B: Dieser Verkehr!! ... Alle fahren schneller als die Polizei erlaubt. Mit einem Wort: Ballagan. Ballagan.


A: Ist dein Hotelzimmer okay?

B: Erst wurde meine Buchung verloren, dann regnete aus der Klimaanlage und schließlich wurde ich ohne Aufpreis in die Honeymoonsuite einquartiert. Hebräischer Silbensparer: Ballagan.


A: Wie geht‘s euch mit Corona so?


B: Naja, Intensivstationen wurden in die Tiefgaragen verlegt, Surfer wurden im Lockdown verhaftet, nachdem sie wie Wale gestrandet waren, und heute gibt es kein Land, das mehr Impfstoff in seinen Kühlschränken hortet. Speedy Gonzales Israel oder mit einem Wort (in diesem Falle zwei): Ballagan, Ballagan.


Eine deutsche oder englische Übersetzung lässt sich nicht finden.


Ballagan ist und bleibt die Sprache der wilden middle East Cowboys.

Ganz egal wie chaotisch, aufeinander und durcheinander es scheinen mag, am Ende wird immer alles… Ballagan!


Noch Fragen?


Auch Julia Roberts sitzt anno dazumal im Herzen Roms und fragt ihre Freunde plus Therapeuten (in ihrem Falle eine Flasche Wein), was ihr Wort sein könnte.

Wir erinnern uns? Eat, pray, love, der Klassiker unter den Klassikern.

Mir gab diese Szene damals schon zu denken. Erstens halte auch wöchentlich Rücksprache mit meinem Therapeuten (vorzugsweise Shiraz) und zweitens wusste ich nicht, dass Menschen ein Wort haben können. Aber es gefiel mir und ging mir nicht mehr aus dem Kopf.


Was ist mein Wort? Was beschreibt mich am besten? Und wer bin ich überhaupt?


Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bin bei philosophischen Sinnfragen einem Schlaganfall näher als einer halbwegs plausiblen Antwort.


Es stresst mich, macht mich nervös und unrund.


Und warum?


Weil ich Österreicherin bin (darum auch um keine Ausrede verlegen) und einfach nicht dazu erzogen wurde, mich

auf die Suche nach einem lapidaren Wort zu machen. Ganz im Gegenteil.


Und so fuhr ich nicht wie Julia drei Monate zum Eisschlecken nach Italien, sondern träumte erstmal zuhause von warmen, klebrigen Eislutschern.


Da viel mir - nur Gott weiß warum - plötzlich Dornröschen rein.


Ich wollte zwar nie Prinzessin sein (dafür fehlte mir als Kind schon das Gold schimmernde Haar), aber der Mythos zog auch an mein kindliches Gemach.


Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, dann frag ich mich aber schon, wer um Himmels Willen will denn noch wie unser holdes Dornröschen sein?


Und diese Frage stelle ich mir zurecht!

Oder kennst du jemanden, der seine Jugend im komatösen Tiefschlaf verbringen möchte, um sich nach dem ersten Kuss vor dem Traualtar wieder zu finden? Also ich kenne niemanden, auf den dieses Profil passt.


Und es geht noch weiter:


Nehmen wir an, Dornröschen hätte sich, so wie Julia und ich, auf einen spirituellen Selbstfindungstrip gewagt.

Wie hätte wohl ihr Wort ausgesehen?


Anpassungsstörung oder Narkose sag ich dir.

Mehr wäre da nicht zum Rausholen gewesen. Ganz egal, wie tief man gräbt.

Aber gut, Dornröschen war ein braves Kind.

Das zählt.

Früher jedenfalls.


Aber ich schweife ab. Nur so viel noch:

Ich mag Dornröschen, aber eat, pray, love ist mir lieber. Da orientiere ich mich diesmal besser an Hollywood.

Ob ich immer glücklicher, ausgeglichener und liebreizender als die devote Prinzessin bin?


Nein, natürlich nicht, ich erzähl ja keine Märchen. Aber wenigstens befinde ich mich im Wachzustand, nicht wahr?


Und mehr noch, ich habe mein Wort mit dem dazu gehörigen Prinzen gefunden und das ganz ohne wallendes Haar.

Ja, wer hätte das gedacht, meine Erscheinung reichte in diesem Falle völlig aus.


Und Heute?

Ja heute, lebt der kluge Gal mit seiner Holden und dem erziehungsresistenten Hund nicht ausschließlich happy, glücklich und frohlockend dafür aber mit jeder Menge… Ballagan!

... Und falls sie nicht gestorben sind, Ballaganen sie noch heute....


...............The end ...............















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