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Zwei stramme Stöcke und ihre unwiderstehliche Anziehungskraft, an die du besser glauben solltest!


Für alle, die sich erst jetzt zugeschaltet haben:

Wir sind Auswanderer – leben auf Korfu, wo wir das erste Adults-only-Guesthouse mit Hobbit-Häusern und Zirkuswaggons bauen.

Unser Ziel? Anstelle von Schneeschaufeln Oliven ernten, so autark wie möglich leben.

 Falls du auf dem neuesten Stand kommen möchtest, empfehle ich dir in meine Geschichten „Der Kompass zeigt nach Süden“ und „Warum die kreative Pause einem Koma glich“, rein zu schnuppern .Dort erfährst du, was in den letzten Monaten passiert ist und was uns bewegt hat. Viel Spaß beim Lesen und schön, dass du da bist!

 

Liebe LeserIn, heute folgt eine kleine kulturelle Lehrstunde über zwei stramme Stöcke, die zum "feucht-nassen" wollen, über Herausforderungen des Auswanderer-Volontärlebens und über Beamte, die mehr Power haben als unser Papst im Zentrum der Spaghetti -Esser.


Zum Auftakt gleich eine kleine Frage an dich: Was haben das Christkind und Archäologen gemeinsam?

Antwort: Beide umhüllen sich mit einem geheimnisvollen Flair, sind ein bisschen scheu, und du weißt nie genau, was sie dir bringen!


Aber warum erzähle ich dir heute von Archäologen?

Und warum sollte man sie in Griechenland nicht außer Acht lassen, wenn du mehr als nur ein Vogelhaus bauen willst?!

Jetzt bist du neugierig geworden, nicht wahr?

Here we go!


Archäologen und ihre rätselhafte Bedeutung: Die Spezialisten, die berufsbedingt tiefere Löcher graben als unser Hund Dr. Watson, sind ein unverzichtbares Puzzlestück beim griechischen Hausbau.

Ja, in dem Land, das für seinen olympischen Geist bekannt ist, sind die unsportlichen Sesselhüter im Außendienst nicht wegzudenken.

Sie sind so wichtig wie die Baugenehmigung oder die Vermessung deines Grundstücks, falls du glückliche(r) BesitzerIn eines solchen bist.


Die Tiefengräber werden auf Korfu so dringend gebraucht wie Kläranlagen, die es auf griechischen Inseln (aber) nicht gibt.

Oder lass es mich anders sagen: Sie sind so schwer zu ignorieren wie Schneekanonen in österreichischen Skigebieten, die fünf Monate durchballern, um den Traum eines weißen Streifens im grünen Wald wahr zu machen.

Ja, wir leben im Zeitalter des Paradoxen, nicht wahr?

Ganz egal, ob wir den Tango, Sirtaki oder den Watschenplattler unter einer der 254 Nationalflaggen tanzen.

Aber zurück zu unserer Wahl-Flagge, unter der ich griechischen Wein schlürfe, Oliven statt Zuckerln nasche und die Telefonnummer der Archäologen öfter wähle als die meiner Mutter.


Kapitel 1: Einführung – Hausbau auf Griechisch. Nicht ein Spatenstich ist legal, bevor die Archäologen dein Land für historisch unbrauchbar abgesegnet haben.

Für diese Prozedur müssen sie aber erst einmal kommen, und das dauert. In schwachen Stunden der Heimatlosikeit überlegte ich mir schon, aus dem letscherten Seegras ein Haus zu bauen, so wie es vermutlich der Geist von Huckleberry getan hätte.

Wahrscheinlich wäre meine Hütte feucht - aber wenigstens wär's meine!


Ich sage es dir ganz offen und ehrlich – wir sind ja unter uns:

Obwohl wir unbezahlbares Glück haben und sehr dankbar für unser Workaway-Zuhause sind, ist es oft schwer, im 30 m² großen Gartenhaus der anderen zu leben.

Im schnuckeligen Häuschen mit den blauen Balken und gelben Wänden habe ich zwei Herdplatten, die meine Kochinsel sind, neun Hunde und weniger Stauraum, als meine alte Schuhschachtel hergibt.

Am meisten vermisse ich aber, dass meine ausgewaschenen Schlüpfer auf den bunten Wäscheklammern unter dem großen  Olivenbaum wieder das sind, was sie sind: Privatsache!


  Erkenntnis des Jahres:  Ja, das Minimalistische ist nichts für mich. Nicht mehr, basta!

Um die Wohnsituation zu ändern, brauche ich aber die Archäologen, die selbst meine Tomatenstauden und Radieschen als illegale Landbesetzer abtun – was mir ihre geschmacklose Unreife erklärt. Wahrscheinlich fühlen auch sie sich gehemmt und eingeschränkt – wer kann so schon wachsen?

Ich kann ihnen nicht lange böse sein und sympathisiere mit ihnen, schließlich bewegt sich das Grünzeug ja auch auf ganz dünnem Eis.


Fazit einer Auswanderin: Wer eigenen Salat will, muss Wildes tun – und Geduld ist weit mehr als eine Tugend. Wer sie nicht hat, wird sie erlernen. Wer nicht lernt, marschiert dorthin zurück, wo er hergekommen ist – ohne Salat.

 

Jetzt, wo wir dieses Wissen haben, bleibt nur eine Frage: Wo findet man diese seltenen Geschöpfe, die ihre Nasen in fremde Erdhaufen stecken und uns so hartnäckig vom Eigenheim zurückhalten?


Drei Personen, eine Inselhauptstadt, ein Büro!

Mit diesen logistischen Schwergewichten fahren sie auf einer Insel, auf der gerade mehr gebaut wird als in Wien, Singapur oder im Pillerseetal, von wo ich komme.

Aber zurück zu unseren drei Personen im griechischen Büro, die ihren beruflichen Schwerpunkt darauf legen, dass ihre Kaffeehaferl immer voll sind und die Tintenpatronen in ihren Kugelschreibern niemals leer.


Aber ich schweife ab. Schon wieder.

Zurück zu unseren Archäologen, die öfter Termine absagen, als sie erscheinen und dann doch da waren.

Acht Meter tiefe Löcher ließ die zierliche blonde Dame mit dem französischen Zopf graben – mit Traktoren, die wir selbst organisiert und bezahlt haben.

Mit ihrem Starbucks-Kaffee in der rechten schmucklosen Hand dirigierte sie Männer mit Maschinen über das 13.000 Quadratmeter steile Anwesen. 

Aber ganz egal, wie tief sie graben lies, Jesus, die Römer und andere Piraten haben uns nichts zurückgelassen!

Nichts, kein kleines bisschen... Keine Münzen, keine Steine, keinen Schatz.

Nur nackte Erde. Unser Grundstück ist jungfräulich wie Mutter Teresa vor ihrem 16. Geburtstag.


Auf Griechisch heißt das: Du hast großes Glück gehabt (vorher nicht prüfbar!) und bist dem Traum vom Eigenheim einen Schritt näher gekommen!

Hast du unwissentlich ein Stück Geschichte gekauft, brauchst du einen laaaaaangen Atem, denn auf unbestimmte Zeit baust du weiter Häuser für den Piepmatz. Da kann es einem den Vogel schon mal raushauen, oder?

Aber nicht mit uns! Wir haben Schwein gehabt, sagt mein jüdischer Mann, der die Bürokratie hier schon lange nicht mehr koscher findet. Das Glück war auf unserer Seite. Die Trailer baut Gal in diesen Moment, während du hier liest zu einem Tinyhaus aus, unsere Tage als Dauer-Work-Away-Volontäre und Vagabunden sind  gezählt.

 

Aber bevor wir aber noch tiefere Löcher graben, streift mich noch dieser Gedanke:

Wasser...

Wasser ist Leben

 Wasser ist knapp.

Wasser ist das neue Gold im Süden...


 Lauscht einer Unterhaltung zwischen Gal und mir – irgendwo hier auf Korfu:

 

Birgit: „Baby, Jorgos, der frühere Besitzer unseres Grundstücks, meinte, sein Großvater hätte hier einen eigenen Brunnen gehabt.“ Ich erwähne das beiläufig, während ich den ovalen blauen Küchentisch in unserem kleinen Häuschen abwische.

 

Gal:Wasser wandert. Wie sollen wir es auf 13.000 m² Wasser finden - das ist unmöglich, so steil wie es bei uns ist“?! Antwortet er konzentriert als er mir ein Zeichen gibt den Senf noch auf den Tisch stehen zu lassen.


Birgit:Ich habe gestern von einer Bekannten eine Telefonnummer bekommen Ich rufe dort an und frage nach“. Ergänze ich selbstsicher als ich nochmal vom Brot abbeise.


Gal: Frage, was“? seine blauen Augen schauen mich irritiert an .


Birgit:Nach dem Mann“... füge ich rasch hinzu.


Gal:???


Birgit :„Nach dem Mann, der....“ .


Gal: ??? Seine Denkerstirm legt sich in Falten.


Birgit: „Nach dem Mann, der ein Wünschelrutengeher ist“.  antworte ich selbstsicher.

 Verblüfft schaut Gal in mein Gesicht, das noch Spuren vom Tomaten-Mozzarella-Salat aufweist, den wir heute Abend zum Essen hatten – und fragt sich, wie ich es geschafft habe, den Ölbart so gezielt unter meine Nase zu setzen.


Gal:WIE BITTE??? Fragt er mit lauter Stimme.


Birgit:Sei jetzt mal ernsthaft!“ Gal‘s Stirn runzelt sich, während er aufsteht, um den bunten Pfefferstreuer aus Mexiko hervorzuholen. „Der Wassersucher, du weißt schon!“ ergänze ich rasch. ich rasch.


Gal: „Der Wassersucher? Und wie, wenn ich fragen darf, findet er Wasser?“ Er fragt das mit einem Grinsen, das seine weißen Zähne noch mehr strahlen lässt.


Birgit:Mit so 'nem Y-förmigen Stockding, das weiß doch jeder! Der geht da so mit den Stöcken und fühlt dann das Wasser, weißt du?“ Antworte ich vorlaut als sich meine Stimme überschlägt. 


Gal:WASSER FÜHLT“? Wiederholt er während er sich alle Mühe gibt, nicht laut loszulachen.


Birgit: Ja - der fühlt das, weißt du, und dann (meine Stimme überschlägt sich wieder) schlagen die Stöcke aus und Karamba! Dann haben wir Wasser für immer und ewig und sowieso.“


Gal:„Welche Stöcke wenn ich bitten darf?? Und sag jetzt nicht die Skistöcke deiner Mama! Die schlagen ja auch regelmäßig aus“. fügt er  spontan hinzu als er sich die Stirn abwischt an der immer noch Spuren von Saegespännen kleben.


Birgit:Also sag einmal, Gal, nimm das jetzt bitte ernst. Wie immer weiß ich , wovon ich spreche! Antworte ich lautstark.


Gal:Welche Stöcke, mein Schatz?“ Wiederholt er geduldudig als er am Wasser nippt.

 Birgit: Kastanienstöcke, glaube ich“


Gal : „Es gibt aber keine Kastanienbäume hier! Das weißt du aber schon, oder“?


 Birgit: „Naja, dann vielleicht“....


Gal: Sag jetzt bitte nicht“....


 Birgit: „Olivenbäume! Die haben ja auch Äste und können fühlen und so“...


Gal räuspert sich und setzt gerade an etwas exzellent Wichtiges zu sagen, als ich ihm ein Zeichen gebe, ruhig zu sein.

 

(Am Telefon) Eine Männerstimme meldet sich. „Parakalo?“ –(was ja wohl „Bitte?“ heißt)

 „Hallo“! Ich suche einen Wünschelrutengeher. Äh, I don't know how to call it in English... Ja, habt ihr einen? Wunderbar! 380 Euro, okay... Und welche Äste? Olivenäste?! – Ich verstehe. Ja, die haben wir vor Ort. Montag wäre perfekt!“

Gal Gibt mir hektisch das Zeichen, aufzulegen. Ich schaue ihn irritiert an.

„Danke, ich melde mich gleich zurück!“


 

Ob ich mich durchsetze oder Gal, der unbedingt Wasser will, an den Schabernack aber nicht glaubt und wie es mit unserem finalen Workaway-Abenteuer weitergeht, warum Humus nicht zur Erleuchtug führt.,und warum wir einen Kirchenangestellten eine Nacht ins griechische Kittchen gebracht haben, liest du in den nächsten Ballgan Sonntagsstorys - der Kompass zeigt nach Süden.

 

Wie hat dir die heutige Story gefallen? Hinterlasse mir gerne einen Kommentar. Ich freue mich!

 

 Zitat: „Wenn du 73 Jahre das gleiche Leben gelebt hast, hast du 73 Jahre nicht gelebt.“ Autor unbekannt Wenigstens ein Punkt, über den ich mich nicht sorgen muss...

 

 Fortsetzung folgt.....











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2 Comments


connymiddeldorf
Sep 01

Einfach herrlich! Ich liebe Deinen Schreibstil! Ich hoffe, dass trotz Bauerei und privater Wascherei 🤣 noch Zeit zum gemeinsamen Wandern im Winter bleibt. Habt Ihr eigentlich schon eine Kristallkugel befragt, wie Eure Sterne stehen??? Ich bin sehr gespannt wie es bei Euch weitergeht und freu mich schon auf Deine nächste Story. Liebe Grüße

Conny

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Birgit Glasserman
Birgit Glasserman
Sep 01
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connymiddeldorf

Nicht Kugel, aber eine ganz tolle Astrologin die ihr Handwerk mehr als versteht. In der naechten Story werde ich sie verlinken. Nochmal tausend Dank fuer dein Kommentar. Hoffentlich bis ganz bald Conny!

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