Hollywood lügt! Wie Liebesgeschichten tatsächlich beginnnen...
Damals in Indien
Oh Romeo, oh Romeo
Das ist alles deine Schuld!
Hollywood, so geht das nicht! Mit deinen überschwänglichen Blockbustern hast du schlimmes angerichtet. Du hast uns bis an unser Lebensende versaut.
Da träumen wir nun allesamt von pinken Einhörnern und Regenbogenfurzen, während Mister Right –getarnt mit hässlichen Namen, grotesken Hobbys und einem Sixpack, der nicht Al Dente ist, schon längst wieder das Weite sucht.
Dank dir werden wir es nie wissen.
Denn, wahre Prinzen - das weiss ich jetzt auch - tragen Strumpfhosen ausschliesslich im Winter, benehmen sich ökologisch vorbildhaft und fahren Fahhrrad anstatt Ferrari.
Amors Pfeil hätte ihn beinahe übersehen und ich auch ....
Sex-Appeal?!?! Danke nein, dieses Mal nicht.
Frau kann nicht alles haben.
Es sind 30 Grad im Schatten, ich habe einen kleinen Sonnenstich und das:
Nostalgische Gefühle.
Wir schreiben den 3. Dezember, während mein Bikini und ich am menschenleeren Strand Wellenhüpfen und der Indische Ozean das tut, was die gefrorene Ache nicht halb so gut kann. Mich glücklich machen.
Der Duft von brennendem Weihrauch, heisser Holzglut und frischen Keksen schwelgt in meiner Erinnerung, als ich zum dritten Mal nach der Sonnencreme greife, mich im warmen Sand reckle und diese Zeilen in meinem Reisebuch festhalte:
Auszug 4. Dec.
„Desto weiter ich reise, desto näher komme ich an mich heran“. Andrew McCarthy
Die Zeit im vergessenen Paradies vergeht schneller, als mir lieb ist.
Jeden Tag ziehe ich Mutter Seelen alleine meine Runden am einsamen Strand.
Ich fange meine Gesellschaft zu schätzen an und bin froh nicht ständig unter Menschen sein zu müssen, nur um nicht allein zu sein.
Erst jetzt wo es so still um mich ist, geht mir langsam ein Licht auf.
Gesellschaft habe ich, wenn ich gesellig sein will. Ich rede nicht mehr um des Redens Willen. Ich lache, wenn ich lache und weine, wenn ich weine. Beides passiert gleichermaßen oft.
Die meisten hier - sind wie ich – gegangen, weil sie nicht mehr bleiben konnten. Das sieht man mit jedem Schritt, den wir tun.
Erkenntnis der Woche: der wahre Reisende reist allein und findet dadurch erst seines gleichen.
Lässig lehnt ein Fremder, gestützt auf einem Fahrrad, an Andys Veranda, als ich hechelnd vom Strand zurücklaufe.
Nein, den kenn ich noch nicht?!?
Grüne Leinen Hose, drei Tage Bart und stechend blaue Augen.
Zögernd streckt er seine Hand nach mir aus.
„Hallo“, sagt er mit sanfter, aber sicherer Stimme. „Ich bin Gal.“
Was hat der jetzt gesagt? Wal??? Ich habe den Namen nicht verstanden.
Heiß.
Kalt.
Jetzt ist mir beides.
Rasch zupfe ich mein verrutschtes Bikinioberteil zurecht, bevor auch ich ihm meine Hand entgegenstrecke.
Fester Händedruck aber nicht dominant, zurückhaltend und trotzdem präsent. Cool, aber nicht selbst gefällig...
Der Unbekannte und ich stehen uns gegenüber. Keiner sagt was.
„Haaalllloooooooo!!!“, unterbricht Andy - das verlegene Schweigen, während wir uns verstohlen angrinsen.
„Gal - auch ein Alleinreisender - ist schon eine ganze Weile auf Neil Island“, erklärt der selbst ernannte Moderator, während er lautstark an seinem Lassi schlürft.
Gal also! Was für ein komischer Name..
Wo um alles in der Welt tauft eine Mutter ihren Sohn Gal?
Nicht in Europa, so viel ist jetzt schon klar ...
Einen Tag später:
NEIN !
Jetzt ist der heute Abend schon wieder hier!
Seelenruhig sitzt er auf der Terrasse und blättert in seinem Buch.
Lichtergirlanden, die an den Kokospalmen befestigt sind, hüllen die Bambushausanlage in ein warmes Licht und lassen den Fremden mir mystisch erscheinen.
Wie kann er so nur lesen? Dieser Mann muss Adler Augen haben!
Ich mag keine Überraschungen, nicht heute.
Seine Anwesenheit verwirrt mich!
Was mach in denn jetzt?!?
Ich begrüße ihn nur kurz bevor ich zielstrebig auf meine „männerfreie“ Veranda zusteuere.
Er und sein geheimnisvolles Charisma - das muss ich ihm lassen - schaut kurz auf, nickt, und versteckt sich dann wieder hinter seiner mitgebrachten Lektüre.
Na toll.
Lesen kann er doch auch wo anders. Schlechtes Licht gibt es in Indien wohl überall!
Gut, aber das ist ein freies Land, warum sollte er also nicht hierherkommen?!
Sein Erscheinen hat bestimmt nichts mit mir zu tun!
Ich gebe mich jetzt viel beschäftigt, bin busy und unnahbar! Das kommt immer gut!
Nicht einmal hat er noch aufgesehen. Der hat Nerven!
Aber warum interessiert mich das?
Ich befinde mich auf einem sehr seriösen Selbstfindungstrip, da passen Männer ohnehin nicht in die Tüte. Nichts da!!!
Punktlandung.
Einfach wunderbar!
Ich setzte mich auf meine Veranda und fange zu schreiben an. Von hier aus habe ich einen perfekten Überblick. Wie eine Eule visiere ich den Wiederkehrer verstohlen an.
Schlipstragender Banker oder Anwalt? All das ist er sicherlich nicht.
Einen arabischen Schal, Wuschelhaare und unrasierte Stoppeln passen nicht in das Klischee eines Bürohengstes.
Hmmm .... Wie er da sitzt ...
Ist er ein Aussteiger?
Ein alternativer Abenteurer oder ein anpassungsgestörter Alleingänger?
So wie er in sich ruht...
Langweilig! Wahrscheinlich hat er weniger Feuer und Leidenschaft, wie eine Scheibe Toastbrot.
Nein, irgendwie passt das alles nicht zu dieser introvertierten, fremdartigen Erscheinung.
Wild und bodenständig, klug aber nicht siebenschlau, reiselustig aber nicht verloren, vielleicht ist er ein wahrer Freigeist mit Wurzeln?
Ähhhh… Ist doch egal.
Gal! Das klingt so deppert...
Nein!
Es interessiert mich nicht.
Und trotzdem.
An reinem Interesse der Menschheit, könnte ich eine kleine unverbindliche Recherche machen.
Seinen Blicken nach zu urteilen habe ich ohnehin das Gefühl, willkommen zu sein.
Er kann schlecht zu mir auf die Veranda kommen, nicht wahr? Das wäre ja dreist!
„Ist hier noch frei?“, frage ich mit ungewohnt hoher Stimme, die mich selbst schockiert, während mein Herz um eine Haaresbreite den Brustkorb verlässt und sich auf den Weg in die Freiheit pocht.
„Gerne, ja bitte setzt dich doch.“, antwortete er überrascht, als er zu mir hochsieht.
So, so, er will also, dass ich mich zu ihm setze. Ich brauche keine weiteren Beweise mehr......
Bedacht legt er das Buch nieder, als ich mich an seinem Tisch gegenübersetze.
50.0000 Euro.
Minimum!
Würde das Feuerwerk kosten, das ich mir gerade in meinem Kopf vorstelle.
Das Doppelte würde Hollywood zahlen, würden sie diesen Abend - meinen Abend - jetzt künstlerisch untermalen.
Tun sie aber nicht. Und somit tappe ich weiter im Dunkeln...
„Israel“, antwortet auf meine Frage nach seinem Herkunftsland.
Israel??? Bora Bora wäre mir lieber gewesen ...
„Israel also“, sage ich mit verzogenem Gesicht.
„Wo liegt das nochmal genau??“
Ich habe nicht die leiseste Ahnung ....
„Die Landessprache ist dort???“, fahre ich fort.
Bitte sag jetzt nicht...
"Hebräisch".
Pffff... Durchgefallen!
„Hebräisch“, wiederhole ich. Genau. Es lag mir auf der Zunge.
Israel ! Das muss ich erst mal verdauen und googeln.
„Bleibst du noch lange auf der Insel?“, frage ich neugierig weiter?
„Nein, ich fliege in ein paar Tagen nach Goa.“, antwortet er zögernd und schaut mir dabei eindringlich in die Augen....
Pffff… Pffffff.... aber so was von durchgefallen!!!
Jetzt nahm ich meinen ganzen Mut zusammen, ging zu ihm rüber, um zu hören, dass er auf das Mekka der Partylöwen weiterreist.
Vieles, aber das hätte ich nicht von ihm gedacht.
Bin ich etwa enttäuscht? Ja, ein bisschen. Und noch ein bisschen mehr.
Aber das macht nichts!
Ich habe mein Tagespensum an „mehr sein - mehr tun - mehr wagen“ erfüllt.
Kein “hätt ich doch“ an diesem Abend...
Erkenntnis des Abends: Reisende, die hinter die Meere, alle Grenzen und allen Glaubens wollen, darf man nicht aufhalten!
Sein innerer Kompass führt ihn nach Goa – mich meiner nicht.
Tagebuch Auszug:
Der nächste Tag:
Heute zog ich wieder meine Runden am einsamen Strand.
Am späten Nachmittag hatte ich Gesellschaft. Likaman der Guesthouse Eigentümer, zeigte mir die schönsten Schnorchelplätze der Insel.
Der undurchschaubare Israeli mit dem komischen Namen und den glasklaren blauen Augen war spät am Abend auch wieder hier.
Durch den Stromausfall, den wir hier immer zur gleichen Zeit haben, nahm ich ihn Anfangs gar nicht wahr.
Wie er da so im Dunkeln saß und hochkonzentriert in seinem Buch blätterte...
Er konnte mich nicht sehen, aber ich ihn....... Und ich sah, dass er Ausschau hielt ....
Anhang: Diskutiere mit.
Würdest auch du gerne hier und da auf einer einsamen Insel untertauchen, um dich neu zu erfinden?
Hast du – „dein mehr sein“ verloren ( Zitat aus Alice in wonderland) und versuchst es zurückzugewinnen?
Wie würde das bei dir aussehen? Ähnlich wie bei mir?
Hast du deinen Prinzen, Prinzessin auf Anhieb erkannt?
Ich bin schon sehr gespannt auf deine Erfahrung und freue mich von dir zu lesen.
Gerne auf Facebook, am Blog, Insta oder LinkedIn ...
Anhang zum Anhang: nächste Sonntagsstory online am 29. Ausgust 2021.
Es war schon so vom Universum getimed dass sich unsere Wege in Delhi damals erstmal trennten😊 So schön zu lesen wie es fuer Dich weiter ging....Auf meinen "Inseln" gab es keine Prinzen aber viel Heilung, Erkenntnis, und "nur mich" 🕉️