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Die Rache der Plüschtiere!

Die Kurzgeschichte wurde von mir in Israel geschrieben (vor dem 7. Oktober 2023) und hier in Griechenland noch ordentlich aufgefrischt. Lange habe ich noch mit Freundinnen, die mit Herzblut mitarbeiten, diskutiert, ob man so einen Text jetzt in Zeiten wie diesen veröffentlichen darf. Ich habe mich dafür entschieden.



Es waren einmal zwei Kätzchen die auszogen, um das Fürchten zu lernen.

Voller Vorfreude verließen die beiden ihr sicheres Heim, um das Sogamudamura der weiten Welt am eigenen Leibe zu erfahren. Sie hörten Geschichten von den bunten Teppichen, von Fish and Chips Bars und von Gewürzen, deren Düfte & Aroma sie hypnotisieren würde.

Ja, der Traum von tausend und einer Nacht, der Traum aller, war nur noch einen Katzensprung von ihnen entfernt .....







Montag, 10.00 Uhr

Der Song "Jerusalema" manövriert die beiden Stubentiger in das Herz des Dschungels. Der Weg durch das Dickicht ist beschwerlich und mühsam aber die beiden sind fasziniert und fahren unbeirrt weiter.




Rasch erblicken sie die erste eigenartige Spezies, die die wilden Pfade besiedeln. Ganz nah sind sie ihnen jetzt gekommen.

Unzählige Viertel haben die sonderbaren Geschöpfe für sich eingenommen, erkämpften sie sich ihr eigenes Territorium durch ihre unbändige Glaubenskraft.



Kurz abgelenkt von ihrem zebrahaften Erscheinungsbild gehen sie weiter, wollen sie doch so schnell wie möglich zum frischen Fisch.




Aufgeregt erreichen sie die Quelle. Ein Labyrinth aus Gassen, Waren und Leckereien aus aller Herren Ländern und tun sich vor den neugierigen Miezen auf. Die beiden staunen, haben sie so etwas doch noch nicht gesehen. Munter und fröhlich gehen sie weiter. Mit jedem Haar merken sie, wie nah sie dem Ursprung des Glaubens schon gekommen sind.

 

 

Sie wissen, dass die Welt groß ist und sie klein .... "Gib Acht, ", sagt die eine zur anderen. „Auch wenn dieser Platz hier himmlisch scheint, kann es hier jeden Moment heiß wie in der Hölle werden.“



Sie schleichen weiter, vorbei an knackfrischen Baguettes, buntem Weihrauch und Oliven, als ihnen plötzlich ein Basar aus Kuchen den Weg abschneidet.

Stutzig und erstaunt unterbrechen sie ihren Weg und bleiben stehen.

„Kann das Zufall sein?“, fragen sie sich neugierig und aufgeregt zugleich, als sie plötzlich Appetit auf eine Mehlspeise bekommen.

Nein!

Zufälle gibt es im Dschungel nicht, der böse Wolf hat sie schon von weitem kommen sehen.

Aus dem Hinterhalt zwischen grünem Sellerie und frisch gepressten Säften hatte er die Beute schon im Visier, noch lange bevor die zwei wussten, dass sie Lust auf Kuchen haben.





Ja, der schlaue Wolf versteckt seine niederträchtigen Absichten hinter süßen Leckereien und gepflegtem Fell.

Die beiden sehen seine scharfen Zähne nicht, hängen sie doch an der spitzen Zunge, die so freundlich flüstert.

Gekonnt schneidet er mit seinem großen Maul - oder war es ein Messer - so genau weiß sie es nicht mehr, an der Form des zuckersüßen Gusses.

Jetzt ahnen auch die beiden, was bald passieren möge.


Die windigen Händler, die Könige im wilden Dschungel, ihre Verkaufsstrategien - weltweit bekannt. Manch einer, so erzählt es die Sage, kaufte schon einen Sack Sand hier in der Wüste, so unsagbar flink bringen sie ihre Ware an den Mann.


Erkenntnis einer Yehuda Markt Jerusalem "Expertin": Wer falsche Höflichkeit an den Tag legt, verliert in diesem Wald. Der Schnellere gewinnt immer!


Rasch rücken sie zusammen, gewähren sich Schutz und betteln den Wolf mit großen Augen an. Wimmernd bitten sie das Raubtier, sie, ohne den Kariesmacher zu kaufen, ziehen zu lassen. Sie könnten unmöglich so viel Zucker durch den Dschungel tragen. Zu schwach wären sie für so viel Kuchen.

Aber der Wolf lässt nicht locker. Er weiß, er hat nur diese eine Chance, wenn er den unstillbaren Hunger seines Wurfs zu Hause im Bau stillen will.

Nicht noch einmal kann er mit leeren Tatzen nach Hause kehren. Der Futtermangel war in der Zeit der unsichtbaren Krankheit zu groß.


Der Wolf packt die süßen Dinger rasend schnell in Plastiktaschen und gibt sie einer der beiden in die Hand, während sie verdattert umherschauen.

Ja, es ging alles so schnell, viel zu schnell für die Miezen, die das Tempo gleich eines österreichischen Kurortes haben.


Der fette Kuchen hat die Kreditkarte noch dünner gemacht. Da stehen sie, die beiden Frauen, mit Kuchen in der Hand, den keiner haben wollte!

Ja, der Verkäufer hat sie raxi faxi überrollt.

 Ihr gesamtes Tagesbudget floss in die grausigen Tatzen des Wolfes.

Alles, was die Schleckermäuler jetzt noch haben, ist Kuchen.


Lautlos und mit gesenktem Kopf ziehen die beiden weiter.

Ja, die Girlies schnurren nicht mehr.

Sie fühlen sich nackt, beinahe hilflos, streunen mit ihren sündteuren Kuchen, der zum Essen zu schade ist, im Dschungel umher.






Wie konnte ihnen das passieren?

 Ihnen, die glaubten, alles zu wissen, und sich so sicher waren, die Straßenräuberei und ihre Trickbetrüger samt ihrer Jugend schon längst hinter sich gelassen zu haben?!?

Aber der Dschungel hat eigene Gesetze, das verstehen sie jetzt auch.

 Ein wenig später, um ihren schweren Herzen wieder Luft zu machen, schlürfen sie am Erfrischenden und tun das, was alle traurigen Mädchen tun.

Sie lächeln über die verflossenen Mäuse hinweg und shoppen emsig weiter.



Aber der einen geht es gar nicht gut.

Sie, die hier mit ihrem Mann seit Jahren lebt, hätte es wissen müssen. Sie, die sich einheimisch und dazu gehörig fühlt, kennt die Bräuche und Gepflogenheiten doch mindestens so gut wie die hebräische Sprache?!

Und trotzdem oder gerade deshalb wär weiß das schon, wurden sie in schönster Manier über den Tisch gezogen!!!

Ja, sie konnte das Geldbörsel ihrer Freundin, nicht retten... das nagt!

Die beiden schwitzen unter sengender Hitze dahin und fassen promt einen feministischen Entschluss.

Der Stolz der tüchtigen Businessfrau und der Berufsauswanderin muss wiederhergestellt werden!

Augenblicklich! Das lassen die flotten Miezen nicht auf sich sitzen!


Zielorientiert, wie sie heute sind, hasten die beiden zum Kinderfresser, der sein Maul nicht voll kriegen konnte, zurück, um die runde Kugel zu einer besseren zu machen.

Ja ja, rufen sie laut im Gleichschritt, die Welt braucht ein Happy End - nieder mit den bösen Tieren!


Die beiden Tiger laufen vorbei an verwinkelten Wegen, wo gestern und heute brave Schäfchen noch ihren Hirten folgten.


Zwischen Feigen und gemahlenen Kaffeebohnen erspähen sie ihn plötzlich wieder.

Sie wissen auf Anhieb, dass er es ist, könnten sie seinen grausigen Anblick nie vergessen.


Aber nichts da!

Er ist nicht allein, denn längst hat er unsere beiden schon wie seine Frühstückssemmel verdaut und ist nun wieder auf der Lauer.


Eine Handvoll weißer Häschen, die über den großen Teich von "weit weit weg" gekommen sind, scheinen nun in den Fängen des mächtigen Kerls gefangen zu sein.


Motiviert und voller Kampfgeist fauchen unsere kecken Miezen jetzt lauter denn je, kommen ihm näher und näher und verlangen mit ausgefahrenen Krallen und Killerblick ihr Moos zurück.





Die weißen Kaninchen sind in Aufruhr, spitzen ihre Löffel und hopsen hastig einen Schritt zurück.

Nun wissen auch sie, was sie vorher nur ahnen konnten.

Der Yudia Market ist nichts für kleine Häschen in weißen Tennissocken mit Birkenstocks.

Die raffinierte Ratte im Wolfskostüm hat keine Wahl und gibt knurrend den tapferen beiden ihr Geld zurück.


Triumpf und Freude sind groß!

Aber das muskulöse Bürschchen tat das nicht aus Moral oder Mitleid, nein, er tat es nur aus einem einzigen Grund: Er konnte nicht alle auf einmal fressen. So hatten unsere zwei Weltenbummlerinnen Glück, während das Geld der anderen für immer im Duschgel verschwand.


Die beiden verlassen den furchtbaren Ort, ließen die jüngsten Pleitegeier der Stunde samt Kuchen zurück.

Sie drehen sich nicht um, gehen immer weiter und weiter die engen Gassen entlang. Die Häschen tun ihnen leid, aber die Gesetze des Dschungels können auch sie nicht ändern. Auch wenn sie sich gerade stark wie Catwoman fühlen.


Sie tapsen weiter, vergessen für einen Moment, dass sie noch auf gefährlichen Wegen sind. Die hohen Temperaturen, die Gerüche, den Erfolg den sie gerade heimgefahren sind...

Ja, die beiden wissen schon lange nicht mehr, wie ihnen geschieht oder wie sie gar heißen.


30 Sekunden später:

Benommen zucken sie zusammen.

Es ging zu schnell. Viel zu schnell.


Da stehen sie vor dem nächsten schrägen Vogel, als dieser seine langen Arme ausbreitet.


Mit einem Ruck greift er unsere beiden und entführt sie in sein Nest.

Kurze Zeit später hat der Greifvogel sich an ihnen vollgefressen, sie ausgelutscht wie ein hungriger Vampir, ohne dass sie es überhaupt merkten...


Mehr als das Dreifache haben die beiden für ihre Lehrstunde im Dschungel schlussendlich bezahlt.... Ja, die Freundinnen mussten "Federn" lassen. Schon wieder.


Wie gerne hätten sie jetzt Kuchen anstelle von sündteuren Gewürzen & Heißgetränken in einem Land, das nie abkühlt und immer neu entflammt.

Aber nichts da, der Kuchen und ihre Kröten sind für immer dahin ...





Als der wilde Dschungel schon längst wieder hinter ihnen lag, erzählten sie zu Hause in der Negev-Wüste von ihren jüngsten Erlebnissen.

Er, der dort in der "Wildnis" aufgewachsen ist, schmunzelt leise vor sich hin und sagt:

"Heute Abend werden sie in der alten Stadt ein großes Fest feiern und ihren Familien noch lange von den Kätzchen und Hasen mit Bauchtaschen erzählen, die auszogen, um das Fürchten zu lernen - oder um pleite zu gehen"- so wie es alle Plüschtiere tun ... ja, am Yeduha Market waren wir so special - just like anybody else...





Kaufsumme Tee für Dani und mich: 80 Euro

Einkaufspreis laut Gal: höchstens : 8 Euro


Erkenntnis einer damaligen Israeleinwanderin:

Wer am Yehuda Market niemandem auf den Leim gegangen ist, der war noch nicht dort.



Info:  Der Yehuda Market hat 200.000 Besucher pro Woche und ist der größte Markt Israels. er befindet sich in Jerusalem. Auf hebräisch heißt er. שוק מחנה יהודה , daher die Abkürzung " Shuk".


Jerusalem ich sag es dir, ich liebe dich trotz deiner unartigen Mucken! Wir kommen wieder!














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